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Dienstag, 13. Mai 2014

Wie entstehen Sünden?

Sünden finden ihren Ursprung in den 4 Wesensarten, welche unterschiedlich stark in der menschlichen Natur (arab. #Fitra ) enthalten sind. Am stärksten ist die viehische Eigenschaft, diese trägt im Guten eingesetzt zur Selbsterhaltung des Menschen bei. Dann folgt die Wesensart des Raubtiers. Wenn diese beiden Arten zusammentreffen und den #Verstand benutzen, resultiert darauf die teuflische Wesensart, welche sich z.B. im Schmieden von Listen und Täuschung äußert. Am Ende resultiert daraus ein Mensch, der sich Eigenschaften anmaßt, die nur Allah zustehen.

1.    Der #Hochmut, das Prahlen, dass man es liebt, gelobt zu werden usw. Manchen Menschen ist dies jedoch gar nicht so bewusst, und ein solcher Mensch empfindet etwas gar nicht als #Sünde, obgleich es eine vernichtende Sünde ist. 

Allah hat Eigenschaften, die nur Ihm zustehen. Falls ein Mensch sich diese zu eigen machen will, begeht er große Sünden.

Abdullah ibn Mas'ud berichtet, dass der #Prophet (s.a.s.) gesagt hat: "Jemand, der in seinem Herzen Hochmut auch nur vom Gewicht eines Atoms hat, kommt nicht ins #Paradies." (Muslim)

2.    Eigenschaften, die der #Teufel hat. Wenn jemand solche Wesenszüge hat resultieren daraus Sünden wie #Missgunst, betrügerisches Handeln, listig sein, #Heuchelei, das Aufrufen zur Verderbnis usw.

3.    Eigenschaften, die das Vieh hat. Hieraus entspringt das unbedingte Streben nach Befriedigung von Gelüsten des Gaumens und des Geschlechtsorgans. Somit sind Unzucht, das Essen von Verbotenem, Diebstahl und Selbsterniedrigung, um seine Gelüste zu befriedigen, Sünden, die dieser Wesenart entspringen.

4.    Wesensart des Raubtiers. Hieraus entspringen das Wüten, das Morden und jegliche gewaltigmäßige Verletzung der Rechte bzw. des Besitzes von anderen.

Aus diesen Ursprüngen quellen dann die Sünden zu den Gliedern. So äußert sich ein Teil der Sünden im #Herzen – wie z.B. der Unglaube, das Erfinden von Erneuerungen im #Islam und die religiöse #Heuchelei. Andere Sünden äußern sich im Auge wie z.B. das verbotene Betracheten der Schönheit einer fremden Frau. Ein anderer Teil der Sünden äußert sich im Bauch, dem Geschlechtsorgan usw.

Woran erkennt man eine aufrichtige Reue ( Tauba)?

  1.  Man hört auf, die Sünde zu begehen
  2.  Man bereut die Sünde vor Gott. Es tut einem aufrichtig leid, dass man so gehandelt hat. 
  3. Wenn die Sünde nicht nur zwischen dem Menschen und Gott ist, sondern dabei einem anderen Menschen Unrecht getan wurde, wie z. B. bei Diebstahl, so muss man dem Betreffenden das Unrecht wieder gut machen. Im Falle des Diebstahls müsste man ihm das gestohlene Gut zurückerstatten.



Allah nimmt die Reue (tauba) der Menschen an, sobald diese aufrichtig ist

Ibn Umar berichtet, dass der Prophet (s.a.s.) gesagt hat: "#Allah nimmt die #Reue des Dieners (d. h. des Menschen) an, solange seine #Seele nicht die Kehle verlässt (arab. gharara)." (#Tirmidhi (3537).# Albani erklärte den #Hadith für gut (hasan))

Abu Musa al-Asch´ari berichtet, dass der #Prophet (s.a.s.) sagte: „#Allah reicht Seine Hand nachts, damit der, der am Tag gesündigt hat, bereue, und Er reicht Seine Hand tagsüber, damit der, der in der Nacht gesündigt hat, bereue. Dies tut Allah solange, bis die Sonne im Westen aufgeht“.(#Muslim "kitabu-t-tauba")

Aus diesen Hadithen kann man folgendes entnehmen:

      Die #Barmherzigkeit und die Bereitschaft Allahs, Seinen Dienern zu vergeben, ist immer vorhanden und nicht an irgend eine Zeit geknüpft – obwohl einige Zeiten vorzüglicher in dieser Beziehung sind als andere (wie z. B. das letzte Drittel der Nacht oder die Zeit zwischen #Adhan und #Iqama (d. h. erstem und zweitem Gebetsruf)). Dies liegt aber daran, wie Ibn Qudama sagt, dass dann z. B. durch die Ruhe der Nacht das #Herz frei von anderen Gedanken ist als an das Gedenken an Allah, so dass man dann Allah besonders nahe ist.

      Der Mensch ist angespornt, dass er schnell nach einer in der Nacht oder am Tag begangenen Sünde diese bereut. 


      Allah nimmt die Reue ständig an, solange Er die Möglichkeit zur Reue gibt. Und die Möglichkeit zur Reue gibt Er bis zu dem Zeitpunkt, wenn die Sonne im Westen aufgeht, welches eines der großen Anzeichen für das unmittelbare Eintreffen des Jüngsten Tages ist. Für jeden Menschen persönlich gibt Allah natürlich nur die Gelegenheit zur Reue, solange er sich in seinem irdischen Leben befindet – genauer gesagt, bis zu dem Zeitpunkt, an dem seine Seele durch die Kehle den Körper verlässt (arab. #gharghara), wie aus dem Hadith von #Tirmidhi hervorgeht.



Tauba machen die Reue und Umkehr von Sünden

Woran erkennt man eine aufrichtige Reue

Tauba machen – die Reue und Umkehr von Sünden

Ibn Qudama: Wisse, dass die Sünden ein Schleier sind zum Geliebten (d. h. Allah). Und die Abwendung dessen, was einen von Allah entfernt, ist Pflicht. Dies geschieht durch Wissen, Reue und Entschlusskraft. Denn wenn man nicht weiß, dass die Sünden den Menschen von Allah entfernen, bereut man nicht seine Sünden, und man empfindet keinen Schmerz dabei, einen Weg zu gehen, der entfernt von Allah ist. Und wenn man keinen Schmerz empfindet, dann kehrt man auch nicht um. 

Der Prophet (s.a.s.) hat gesagt: َ

"O ihr Menschen, kehrt zu Allah um und macht #Reue (arab. #tauba), denn ich bereue am Tag hundert Mal vor Allah." (#Muslim (2702/42)

Ibn Mas'ud berichtet, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) gesagt hat: "Allah hat mehr Freude an der Reue und Umkehr Seines Dieners, der #Iman hat, als dieser Mann: Ein Mann, der auf einer weiten, kahlen Ebene ist und sein Reittier mit sich hat, welches sein Essen und sein Trinken auf sich trägt. Er schlief ein. Als er aufwachte, war sein Reittier verschwunden. Er suchte es solange, bis er durstig wurde. Da sagte er zu sich: "Ich kehre zu dem Ort zurück, an dem ich war und schlafe, bis ich sterbe." Da legte er seinen Kopf auf seinen Unterarm, um zu sterben. Als er wieder erwachte, war auf einmal wieder sein Reittier samt seinem Proviant, Essen und Trinken bei ihm. 

So hat Allah mehr Freude an der Reue und Umkehr (arab. tauba) Seines Dieners, der Iman hat, als dieser Mann Freude an seinem Reittier und Proviant hat." (#Buchari(6308) und Muslim(2744)

Die Gelehrten sind übereingekommen (arab. idschma'), dass es Pflicht ist zu bereuen, wenn man eine Sünde gemacht hat, und zwar deshalb, weil die Sünden einen kaputt machen und von Allah entfernen. Somit muss man gleich vor ihnen fliehen.

Ibn Qudama: Man muss ständig zu Allah umkehren, weil der Mensch nicht frei ist von #Sünde. Und wenn er auch keine Sünden mit seinen äußeren Körperteilen (wie Zunge, Hand, …) begeht, so ist er nicht frei davon, in seinem Herz über eine Sünde zu sinnen. Und sollte er auch davon frei sein, dann ist er nicht von #Einflüsterungen des Teufels frei, die seine Gedanken vom Gedenken an Allah ablenken. Und sollte er auch davon frei sein, dann ist er nicht frei von zeitweiser Unachtsamkeit und von dem Zuwenigbesitzen an Wissen über Allah und Seine Eigenschaften und Seine Taten. Und all dies sind Defizite und niemand ist frei von irgendeinem dieser Defizite.

Zwar sind diese Defizite in der Persönlichkeit bei den Menschen unterschiedlich groß, jedoch ist dieses Defizit grundsätzlich beim Menschen da. Und deshalb sagte der Gesandte Allahs (s.a.s.):

"Mein Herz wird (zeitweise vom ständigen Gedenken an Allah) abgelenkt, und deshalb bitte ich Allah jeden Tag hundert Mal um Verzeihung."( Muslim und Abu Dawud(1515))

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Montag, 12. Mai 2014

Das Verblendetsein

Allah sagt: 
Darum soll das Leben dieser Welt euch nicht verführen, noch sollt ihr euch über Allah mit (eurem) Denken selbst täuschen. [31:33]

Die #Verblendung durch die Dunya (der Kāfirūn)

Die #Kāfirūn wollen auf nichts im irdischen Leben (#Dunya) verzichten und wollen das #Jenseits (#Jannah) völlig außer Acht lassen.

Muslime, die zwar ans Jenseits #Imān haben aber trotzdem ähnlich handeln, leiden unter einer ähnlichen Verblendung, wenn gleich diese auch nicht so stark ist, da sie immerhin grundsätzlich das Jenseits beachten, was sich in manchen Dingen widerspiegelt, wie z. B. dass sie etwa zum Freitagsgebet gehen o. ä.
Beide Denkweisen sind aber falsch, denn es ist nicht besser, gleich im irdischen Leben alles genießen zu können – einschließlich sündhafte Dinge – und dann dafür im Jenseits möglicherweise ewig im Feuer zu sein, als die kurze Zeit des irdischen Lebens sich etwas einzuschränken, indem man die Gebote Gottes befolgt, um dann ewig im #Paradies zu sein.

Die Verblendung durch falsche Vorstellung von der Abrechnung Allahs

Dies ist eine Art der Täuschung, die bei einigen Muslimen vorkommt. Sie vertreten die Meinung: "Gott ist barmherzig und freigiebig. Er wird es mir schon vergeben, wenn ich nicht seine Gebote einhalte". 

Allah sagt:
…sie greifen aber nach den armseligen Gütern dieser niedrigen (Welt) und sagen: "Es wird uns verziehen werden."…[7:169]

Man muss energisch mit seinem eigenen #Ego umgehen und sich selbst zur Rechenschaft ziehen, so dass man das, was Gott einem zur Pflicht auferlegt hat, erfüllt, und sich nicht von Selbsttäuschungen leiten lässt. Denn #Allah belohnt die Menschen für das, was sie getan haben und nicht für ihre Wunschvorstellungen, ohne Taten zu verrichten.

Verblendung in Bezug auf die eigenen Taten und die Taten von anderen

Diese Art von Verblendung bedeutet, dass man nur seine eigenen Taten – oder die einer Gruppe, der man angehört – für bedeutend hält und die Taten anderer für schlecht und unbedeutend.


Das bedeutet es ist eine schlimmere Stufe als das #Eingebildetsein (arab. العجب), bei dem man sich selbst toll findet, jedoch keine Herabsetzung der Taten anderer oder der anderen als Person – wie beim #Hochmut – stattfindet. 

Heilung vom #Hochmut besteht aus zwei Dinge

1. Dem Ausreißen des Baums des Hochmuts aus dem Herzen und 
2. Durch Behandeln von hochmütigen Gedanken, die einem kommen. 

Die Wurzeln des Hochmuts im eigenen Herzen reißt man heraus, indem man kennenlernt, was man selbst ist und wer #Allah ist:

Man selbst ist nur ein Wesen, welches Allah erschaffen hat. Man war zunächst ein kleiner Fleischklumpen, dann ein wachsender Embryo im Bauch seiner Mutter. Dann lässt Allah den Menschen für eine Zeit lang leben und dann lässt Er ihn sterben und wieder zu Erde werden.

Man ist eigentlich ohnmächtig und gänzlich Allah ausgeliefert. Es ist also kein Grund vorhanden, sich in irgendeiner Weise groß und mächtig zu fühlen.

Dass man rechtgleitet ist, hat man auch nur Allah, dem Erhabenen, zu verdanken. D. h. sogar, dass man sein Gehirn richtig und gut benutzt, geschieht nur durch die Gnade Allahs.

Wenn man sich all das bewusst macht, sieht man, dass es keinen Grund gibt, überheblich gegenüber Allah zu sein – wie es z. B. diejenigen tun, die Gott beschimpfen oder anklagen oder Ähnliches. Und es gibt auch keinen Grund, sich über andere Geschöpfe zu erheben. Denn alle sind auch wie man selbst von Allah erschaffen und alles, was man hat, hat man von Allah bekommen. Und man wird dadurch von #Allah geprüft, ob man dankbar ist oder nicht bzw. ob man geduldig ist oder nicht.

Jeder Mensch hat eine Würde. Und ein #Muslim lässt sich nicht erniedrigen. Das richtige Maß ist die #Demut, welche zwischen den beiden Extremen des Hochmuts und der Selbsterniedrigung steht.

Die 3 Stufen des Hochmuts, welche auch bei praktizierenden Muslimen und Gelehrten vorkommen können

1.    Stufe:

Diese Stufe ist dadurch charakterisiert, dass der #Hochmut im Herz eines solchen Menschen derartig verankert ist, dass er sich als etwas Besseres als andere betrachtet. Jedoch strengt er sich an, sich demütig zu geben. Bei solch einem Menschen ist der Baum des Hochmuts im Herz verwurzelt, er hat jedoch die schlimmen sichtbaren Auswüchse abgeschnitten.

2.    Stufe:

Dass der Hochmut sich in seiner Verhaltensweise, wie z. B. der Art des Sitzens oder Gehens, bemerkbar macht. D. h. z. B. er stolziert arrogant.

3.    Stufe:

Dass er seinen Hochmut durch eigene Aussagen zum Ausdruck bringt. D. h. z. B. dass er sagt: "Unsere Familie ist besser als alle anderen im Stadtberzirk, weil wir mehr Geld haben. Außer uns gibt es nur Pöbel hier".


Es überliefert Haritha ibn Wahb, dass er den Gesandten Allahs (sallalahu´alaihi wa sallam) sagen hörte:

„…Und soll ich euch jetzt erzählen, wer die Bewohner der Hölle sind: Es ist ein jeder, der grob, rücksichtslos, unverschämt, geizig und stolz (arab. al- dschauwwadh) und arrogant ist.“( berichteten #Buchari(u.a 4918) und Muslim)

Am Tag der Auferstehung werden die Hochmütigen von der Erniedrigung überdeckt



Der #Prophet (s.a.s.) hat gesagt: "Die Hochmütigen werden am Tag der #Auferstehung versammelt als ganz kleine Körner, die die Gestalt von Männern haben. Die Erniedrigung überdeckt sie von allen Seiten. Sie werden zu einem Gefängnis in der Hölle mit dem Namen Būlas getrieben, wobei das (größte) Feuer der Feuer über ihnen ist. Ihnen wird zu trinken gegeben von dem (Körper)Saft der Höllenbewohner…. (berichtete #Tirmidhi(2492). #Albani erklärte den #Hadith für gut (hasan). Tirmidhi erklärte den #Hadith für gut gesund (hasan sahih))

Erhebe dich nicht über andere Menschen

"...Ahmad berichtete, dass Umm Salama berichtete: "Der Gesandte Allahs (Allahs Segen und Heil auf ihm) sprach oft folgendes #Bittgebet: "O Allah, der du die Herzen wendest, festige mein Herz so, dass es bei Deinem Din bleibt". Da fragte ich: "O Gesandter Allahs, können denn die Herzen gewendet werden?", worauf er sagte: "Ja! Das Herz eines jeden Menschen, den #Allah geschaffen hat, hält Allah zwischen zweien Seiner Finger. Wenn Er will, führt Er das Herz auf den richtigen Weg und wenn Er will, lässt Er es abweichen. Drum bitten wir Allah, unseren Herrn, dass Er unsere Herzen nicht von Ihm sich abkehren lassen möge, nachdem Er uns rechtgeleitet hat. Und wir bitten Ihn, dass Er uns #Barmherzigkeit von Ihm schenken möge; denn Er ist ja wahrlich der unablässig Gebende." "(berichtete auch #Tirmidhi (1739), #Albani erklärte den #Hadith für (sahih)"


Das bedeutet, dass ein wahrhaft gottesfürchtiger Mensch sich selbst nicht über andere erhebt, selbst wenn er sieht, dass er momentan äußerlich objektiv vorzüglichere Taten als andere macht.

Montag, 5. Mai 2014

Was kann ich tun, wenn man eingebildet ist („Sich-toll-finden“)?





Folgendes gehört zu den wichtigsten Maßnahmen:

      Sich bewusst machen, dass man selbst ohne Allah gar nichts machen könnte. Denn alles, was man hat, ist von Allah. Und selbst die Taten, die man verrichtet, hat Allah erschaffen. Man kann nur mit Erlaubnis Allahs irgendeine Tat verrichten. Es ist also kein Grund da, vor Allah stolz auf seine eigenen Taten zu sein. Abu Huraira, Allahs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Friede auf ihm, sagte: "Keiner von euch wird durch seine Taten gerettet!" Die Leute fragten: "Du auch nicht, o Gesandter Allahs?" Er erwiderte: "Ich auch nicht, (auch ich werde nur gerettet, ) wenn Allah mich in Seine Barmherzigkeit aufnimmt..." (Dies berichteten Buchari(6463) und Muslim(2816)

      Morgens und abends folgendes Bittgebet machen: "O Allah, was ich oder irgendjemand anderes von deinen Geschöpfen bekommen hat, das ist allein von Dir, Du hast keinen Teilhaber". Dann wird man sich immer bewusst, dass man selbst nichts für seinen Erfolg, sein Geld usw. kann.

      Nicht von seinen eigenen Taten reden und versuchen, sich unauffällig zu verhalten und sich nicht in den Mittelpunkt stellen

      Sich ständig zur Rechenschaft ziehen. Z. B. jeden Abend oder täglich zu einer bestimmten Zeit nochmal den Tag an sich vorbeigehen lassen und nachdenken, ob man sich in den Mittelpunkt gestellt hat, sich selbst gelobt hat oder wütend wurde, wenn jemand einen kritisiert hat. Falls ja, soll man Allah um Verzeihung bitten und sich vornehmen, es nicht mehr zu tun. Man soll Allah auch darum bitten, dass Er einen von dieser Krankheit heilen möge und einen zu einem demütigen Menschen werden lasse.

Wann ist man eingebildet?


An folgenden Anzeichen kann man feststellen, dass diese Krankheit vorliegt:

      Man stellt sich immer selbst als gut und makellos dar.
      Man will sich immer in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit schieben. Beim Diskutieren unterbricht man andere.
      Man ist erbost darüber, wenn man kritisiert wird.

      Man freut sich, von den Fehlern und Schwächen anderer zu hören, besonders über Fehler und Schwächen seiner eigenen Gefährten.

Die wichtigsten Ursachen, die zu Eingebildetsein führen

1. Das Elternhaus bzw. wo man aufgewachsen ist: Wenn einer oder beide Elternteile sich immer selbst loben, wütend werden bei Kritik oder eine der übrigen Eigenschaften dieser Krankheit haben, kann es sein, dass das Kind davon beeinflusst wird und diesen Charakterzug übernimmt. 

2. Übermäßiges, öffentliches Lob von anderen: Wenn man sich nicht über die Schlichen des Teufels bewusst ist und dem Lobenden glaubt, kann dies bei einem selbst zum Eingebildetsein führen. Deshalb muss man immer sehr aufpassen, wenn man von anderen Menschen gelobt wird und dies als Prüfung von Allah, dem Erhabenen, sehen.

3. Umgang mit Leuten, die eingebildet sind: 

Abu Huraira berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) gesagt hat: "Der Mann hat den Charakter seines engsten Freundes. Drum soll jeder von  euch schauen, wen er sich als engsten Freund nimmt." (Dies berichtete Tirmidhi (2378). Tirmidhi und Albani erklärten den Hadith für gut (hasan))

4. Wenn man von Allah eine Gnade bekommen hat (Erfolg, Reichtum, Schönheit usw.) und dabei vergisst, dass es von Allah kommt und nicht von einem selbst. Die oben erwähnte Geschichte von Korah, dem sehr reichen Mann zur Zeit Moses (a.s.), ist ein Beispiel hierfür.

5. Wenn man eine Führungsposition hat, bevor man innerlich reif ist: Umar (r.) sagte: "Lernt die Religion richtig verstehen, bevor ihr eine Führungsposition inne habt".

6. Unkenntnis des menschlichen Charakters und der islamischen Charakterlehre: Man sieht häufig, dass gerade neue Muslime, die sich mit voller Energie in die äußerliche Umsetzung der islamischen gottesdienstlichen Handlungen stürzen, sich aber überhaupt nicht mit der Bildung ihres Charakters beschäftigen, nach kurzer Zeit sehr von sich voreingenommen sind. Das Problem ist dann, dass auch keine Fortentwicklung stattfindet, da, wie oben beschrieben, solche Leute auch keine Ratschläge mehr annehmen.

7. Vornehme Abstammung, wobei man vergisst, dass dies vor Gott irrelevant ist: Dies passiert oft auch auf nationaler Ebene, dass Leute aus einem bestimmten Land, welches z. B. reich ist, sich allein aus diesem Grund als etwas Besonderes fühlen. Der Prophet (s.a.s.) sagte zu seiner Tochter Fatima (r.): "O Fatima, Tochter des Gesandten Allahs, bitte mich um was du willst, vor Allah kann ich dir in keinster Weise helfen. (D. h. du musst selber gute Taten tun.)"

8. Unkenntnis der Folgen oder Unachtsamkeit gegenüber den Folgen, die diese Krankheit nach sich zieht – wie z. B. die Weiterentwicklung zu Hochmut.

Sollte man seine schlechten Taten offenlegen?

Ibn Qudama: Allah, der Erhabene, liebt es nicht, wenn offen Sünden getan werden. Er liebt es, sie zu bedecken: 

ﻢﺟﺭ ﻥﺃ ﺪﻌﺑ ﻡﺎﻗ ﻢﻠﺳﻭ ﻪﻴﻠﻋ ﷲﺍ ﻰﻠﺻ ﷲﺍ ﻝﻮﺳﺭ ﻥﺃ ﺎﻤﻬﻨﻋ ﷲﺍ ﻲﺿﺭ ، ﺮﻤﻋ ﻦﺑ ﷲﺍ ﺪﺒﻋ ﻦﻋ  ﺐﺘﻴﻟﻭ ﷲﺍ ﺮﺘﺴﺑ ﺮﺘﺘﺴﻴﻠﻓ ﺃ ﻦﻤﻓ ﺎﻬﻨﻋ ﷲﺍ ﻰþ ﻟﺍ ﺓﺭﻭﺫﺎﻘﻟﺍ ﻩﺬﻫ ﺍﻮﺒﻨﺘﺟﺍ » : ﻝﺎﻘﻓ ﻲﻤﻠﺳﻷﺍ   « ﻞﺟﻭ ﺰﻋ ﷲﺍ ﺏﺎﺘﻛ ﻪﻴﻠﻋ ﻢﻘﻧ ﻪﺘﺤﻔﺻ ﺎﻨﻟﺪﺒﻳ ﻦﻣ ﻪﻧﺈﻓ ﷲﺍ

Abdullah ibn Umar (r.) berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) aufstand, nachdem er den Aslami (wegen Ehebruch) gesteinigt hatte, und sagte: "Meidet diesen Schmutz, den Allah verboten hat. Wer es jedoch trotzdem getan hat, der soll sich mit der Bedeckung Allahs bedecken (d. h. der soll es geheimhalten) und bereuen und zu Allah umkehren …". (Dies berichtete al-Hakim im Mustakrak. Albani erklärte den Hadith für gesund (sahih) in der Silsila as-Sahiha (663). Bajuni erklärte den Hadith auch für gesund (sahih) in [Ibn Qudama], S.267)


Auch soll man es hassen, dass die Menschen einen verurteilen für Sünden, die man gemacht hat. Denn das beschäftigt nur das Herz und den Verstand und lenkt einen ab von gottesdienstlichen Handlungen … im gleichen Sinne soll es einem verhasst sein, dass man gelobt wird von den Menschen, denn das beschäftigt auch Herz und Verstand und lenkt einen ab vom (Gedenken und dem Dienst an) Gott, dem Erhabenen.  Ein solches Verhalten gehört also auch zu einem starken Iman".

Wann sollte man seine guten Taten zeigen und wann nicht?

Wenn man Vorbildsfunktion hat und nicht fürchtet, Augendienerei zu betreiben, dann sollte man zumindest ab und zu seine Taten offen machen, damit die anderen Menschen sich ein Beispiel daran nehmen können. Allerdings gilt das vor allem, wenn man in einer Umgebung ist, wo die meisten nichts oder wenig über den Islam wissen. In einer Umgebung, wo die Leute selber gut Bescheid wissen, ist es besser, seine guten Taten zu verbergen, um nicht der Gefahr des kleinen Götzendienstes – der Augendienerei – zu verfallen. Bei guten Taten, die man nicht geheim halten kann, wie z. B. die Pilgerfahrt muss man sich selbst gut beobachten und zur Rechenschaft ziehen.

Sonntag, 4. Mai 2014

Abgrenzung von Hochmut ( ﻟا ﺮْﺑِﻛ) und Eingebildetsein (بْﺟُﻌﻟا)

Eingebildetsein („Sich-toll-finden“) (بْجُعلا) bedeutet, dass man sich selber und seine eigenen Taten immer gut findet, egal ob sie wirklich gut sind oder nicht. D. h. man ist von sich voreingenommen. Im Unterschied zur Arroganz bzw. dem Hochmut erhebt sich der Eingebildete jedoch nicht über andere Menschen bzw. deren Taten. 

Hochmut macht sich in bestimmten Handlungen bemerkbar. Das zu Verurteilende ist aber die innere Einstellung. Und so nutzt es nichts, sich an Äußerlichkeiten zu klammern und dabei das innere Wesen zu vergessen. 

Ibn Qudama: "Hochmut ist eine innere Einstellung, aus der sich heraus Taten ergeben, welche (also) die Früchte dieser Einstellung sind".

Anas berichtet, dass der Prophet (s.a.s.) gesagt hat: 

 ﻭ ﻊﺒﺘﻣ ﻯﻮﻫ ﻭ ﻉﺎﻄﻣ ﺢﺷ : ﺕﺎﻜﻠﻬﻣ ﺙﻼﺛ : ﻝﺎﻘﻓ ، ﺕﺎﻴﺠﻨﻣ ﺙﻼﺛ ﻭ ، ﺕﺎﻜﻠﻬﻣ ﺙﻼﺛ   ﺪﺼﻘﻟﺍ ﻭ ﺔﻴﻧﻼﻌﻟﺍ ﻭ ﺮﺴﻟﺍ ﷲﺍ ﺔﻴﺸﺧ : ﺕﺎﻴﺠﻨﻣ ﺙﻼﺛ ﻭ . ﻪﺴﻔﻨﺑ ﺀﺮﺍ ﺏﺎﺠﻋﺇ   ﺎﺿﺮﻟﺍ ﻭ ﺐﻀﻐﻟﺍ ﻝﺪﻌﻟﺍ ﻭ ﻐﻟﺍ ﻭ ﺮﻘﻔﻟﺍ

 "…drei Dinge, die einen ins Verderben stürzen: 
• großer Geiz, dem man gehorcht, 
• Willkür, der man folgt und
• dass man von sich selbst beeindruckt ist …"

(Dies berichteten Baihaqi (Scha'ab al-iman 764), Bazzar u. a. Albani erklärte den Hadith für mindestens gut (hasan) in der Silsila as-Sahiha(1802))

Jemand, der diese Krankheit hat, sieht alles, was er hat, seinen Erfolg, seine materiellen Güter usw. als eigene Errungenschaft an und nicht als Gnade Allahs. 

Heilung von Augendienerei

Augendienerei macht die Belohnung Gottes für die Taten zunichte  und ruft den Zorn Gottes hervorruft.

Grundsätzlich kann man sagen, dass man die Augendienerei beseitigt durch die eigene Entschlusskraft, dass man alles nur deshalb tut, um das Wohlgefallen Allahs, den Erhabenen, zu erreichen, und sich dies bewusst macht.

Im Einzelnen kann man jedoch zwei Medikamente gegen die Augendienerei anführen:

  1. 1.    Ein Medikament, welches die Wurzeln der Augendienerei beseitigt und 
  2. 2.    ein Medikament, welches Gedanken der Augendienerei sofort zurückweist.


Zu 1. (Ein Medikament, welches die Wurzeln der Augendienerei beseitigt):  

1.    Sich Folgendes bewusst machen und verinnerlichen:  a)
a)    Augendienerei schadet einem später, obwohl es vielleicht einen vorübergehenden Genuss bedeutet. Es ist so wie vergifteter Honig. Keiner würde vergifteten Honig essen, wenn er wüsste, dass dieser vergiftet ist. Er schmeckt zwar gut und süß, die Folgen dieses Essens sind aber fatal und so ist der Genuss in keinem Verhältnis zu den schlimmen Folgen.
b)   Das Lob von Menschen nützt einem gar nichts, es vergrößert weder Versorgung noch Lebensfrist, da diese Dinge allein in Allahs Hand sind.

2.    Folgende konkrete Maßnahmen ergreifen:
a)    Sich daran gewöhnen, die gottesdienstlichen Handlungen und (vor allem freiwilligen) guten Taten geheim zu machen und zu verbergen – so, wie man auch seine schlechten Taten aus Scham verbirgt. Am Anfang ist dies schwierig, man gewöhnt sich aber daran.
 
Zu 2. (ein Medikament, welches Gedanken der Augendienerei sofort zurückweist):

Wenn man seine Taten tut, um das Wohlgefallen Allahs zu erreichen, lässt einen der Teufel nicht los und versucht ständig, während einer guten Tat einen zu Augendienerei zu bringen. In diesem Fall macht man Folgendes: Man denkt an das Übel der Augendienerei. Denn wenn man das Übel einer Sache in den Vordergrund rückt, fällt es einem leicht, davon Abstand zu nehmen bzw. davor zu fliehen.

Was sind die Beweggründe für Augendienerei (ءايرلا)


Die Augendienerei ist in Wirklichkeit vor allem eine Liebe zum Angesehenwerden unter den Menschen und dass man sich wünscht, gelobt zu werden. Zusammengefasst kann man sagen, dass die inneren Beweggründe für Augendienerei folgende sind:
  • Streben nach dem Genuss, den man empfindet, wenn man gelobt wird
  •  Flucht vor dem Schmerz, getadelt zu werden
  • Begehren von etwas, was andere Menschen in der Hand haben

Abu Musa (r.) berichtete: "Ein Mann kam zum Propheten (s.a.s.) und sagte: "Mancher Mann kämpft wegen der Beute, mancher, um erwähnt zu werden und mancher, damit man seinen Zustand sieht – wer ist es, der auf dem Weg Allahs kämpft?", worauf er (d. h. der Prophet (s.a.s.)) sagte: "Derjenige kämpft auf dem Weg Allahs, der deshalb kämpft, damit das Wort Allahs das höchste ist"." (dies berichteten Buchari und Muslim)

 Zu diesem Hadith sei kurz angemerkt, dass "Der Kampf dafür, dass das Wort Allahs das höchte" ist, nicht bedeutet, dass die Menschen durch Kampf zum Islam gezwungen werden sollen, sondern dass Freiheit und Religionsfreiheit hergestellt werden, denn dies ist im Sinne des Islams.

Das irdische Leben ist ein Platz, wo sich jeder frei für oder gegen Allah und Seine Botschaft entscheiden soll – und dafür wird er im Jenseits zur Rechenschaft gezogen. Ausführlich wird auf diese Thematik z. B. in [Maulawi] eingegangen.

In dem Hadith wird angesprochen, dass Leute einen Dschihad, der nur als Gottesdienst geführt werden darf, wegen irdischen Gütern – Besitz oder aber dem Streben danach, gelobt zu werden – führen. In einem anderen Wortlaut des Hadithes bei Buchari wird explizit das Wort "Augendienerei" erwähnt in der Frage des Mannes.

Heilung von Augendienerei

Augendienerei (arab. rija) ist der kleine Götzendienst (arab. Schirk)

Augendienerei bedeutet, dass man Taten, die eigentlich gottesdienstliche Handlungen sind, nicht wie vorgesehen deshalb tut, um nur allein Gott, dem Herrn der Welten, zu gefallen, sondern um andere Menschen zu beeindrucken. Augendienerei kann bzgl. des Gottesdienstes entweder vor der Handlung, während der Handlung oder nach einer Handlung stattfinden:

  1.  Vor der Handlung: D. h. dass man sich vornimmt, eine gottesdienstliche Handlung zu tun, um jemanden zu beeindrucken, z. B. schön Koran zu lesen. Man beginnt schon die Tat mit der falschen Absicht. Eine solche Tat ist in jedem Fall zunichte und man bekommt keine Belohnung von Allah dafür.
  2. Während der Handlung: D. h. man beginnt eine Handlung mit aufrichtiger Absicht, während der Handlung jedoch beginnt sich die Absicht zu wandeln. Z. B. fängt man ein freiwilliges, rituelles Gebet mit aufrichtiger Absicht an. Dann jedoch liest man extra schön Koran, um Zuschauer bzw. Zuhörer zu beeindrucken. Für diesen Fall gilt: Man bekommt von Allah die Belohnung fürs Gebet. Die Belohnung fürs Koranlesen dabei jedoch ist zunichte gemacht worden.  An dieser Stelle sei jedoch auf eine Schliche des Teufels hingewiesen: Um den Muslim von einer gottesdienstlichen Handlung abzubringen und um deren Belohnung zu bringen, sagt er ihm: "Hör sofort auf, du machst das aus Augendienerei." Z. B. betet der Muslim in einem Raum alleine und liest dabei eine längere Sure aus dem Koran. Auf einmal kommt jemand zur Tür herein. Der Teufel kommt dann und sagt: "Hör sofort auf mit dem langen Koranrezitieren, du machst das aus Augendienerei." In diesem Fall soll man sich fest entschließen, ikhlas (Aufrichtigkeit für Allah) zu haben und einfach weitermachen. Denn die richtige Aufrichtigkeit für Allah bedeutet ja, bei der Tat nur das Streben nach Allahs Wohlgefallen im Auge zu haben, d. h. man unterlässt auch nicht eine Tat wegen der Menschen.
  3. Nach der Handlung: D. h. man macht eine gottesdienstliche Handlung mit aufrichtiger Absicht und schließt sie auch mit aufrichtiger Absicht ab. Nach der Handlung spricht man über seine gute Tat. Dies ist gefährlich, denn das bedeutet oft, dass man schon während der Tat oder zu Beginn der Tat möglicherweise keine aufrichtige Absicht hatte. Auf jeden Fall aber verliert man dadurch an Belohnung von Allah, denn eine geheime  "Wenn ihr gute Tat ist viel wertvoller als eine offen ausgeführte gute Tat: Almosen offenkundig gebt, so ist es angenehm, und wenn ihr sie verbergt und sie den Armen gebt, so ist es besser für euch und sühnt eure Missetaten. Und Allah ist eures Tuns kundig." [2:271] Und Allah weiß es am besten.

Wie man dazu kommt, dass es einem egal wird, dass die Menschen einen tadeln, solange man gottgefällig handelt

Wenn man sich klar bewusst macht, dass nur allein Allah einem nutzen oder schaden kann, und dass Allah andere Menschen nur als Mittel für Sein Wirken benutzt, dann wird es einem egal, wie andere Menschen über einen denken, solange Allah, der Herr der Welten, mit einem zufrieden ist.

Wie man das Streben nach Ansehen und Geld unterbindet!

Das Heilmittel besteht aus zwei Komponenten: 

1. sich die eigentliche Lage bewusst machen 
2. Maßnahmen ergreifen:

zu 1. Sich bewusst machen, was es in Wirklichkeit nach sich zieht, nach Ansehen unter den Menschen zu streben: 

Jemand, der nach Ansehen unter den Menschen strebt, will die Herzen der Menschen besitzen. Jedoch ist dies mit dem Tod zu Ende. Also sollte man an die Nachteile eines solchen Strebens denken: 

Nachteile fürs Diesseits: Man hat andauernd Sorgen, denn man ist immer besorgt, wie einen die Menschen sehen und was man für eine Stellung bei ihnen hat. Und die Herzen der Menschen sind sehr wechselhaft. Ein weiterer Nachteil ist der, dass es einige Leute gibt, die angesehene Leute beneiden. D. h. man hat zusätzlich noch den Ärger mit Neidern.

Nachteile fürs Jenseits: Heuchelei ist eine Sünde. Wenn man um seine eigene Stellung bei den Menschen besorgt ist, sieht man sich möglicherweise manchmal gezwungen, Rechtschaffenheit vorzuheucheln. Des Weiteren ist eine solche Augendienerei (rija') eine Sünde, wie bereits weiter oben ausführlich dargestellt.


zu 2. Maßnahmen: Man macht Dinge in der Öffenlichkeit oder sagt etwas, was die Menschen dazu veranlasst, einen selbst gar nicht mehr so hochzuschätzen. Natürlich darf man keine Sünde machen, aber man kann sich z. B. einfach darstellen und z. B. bemerken, dass man aus einfachen Verhältnissen stammt oder dergleichen. Beispiel hierfür: Als Ibrahim an- Nakh'ij als Richter nominiert wurde, zog er sich ein rotes Hemd an und setzte sich in den Sūq. D. h. er zeigte sich als jemand, der gar nicht so den Eindruck eines asketischen Gelehrten macht. 


Wie man dazu kommt, dass es einem egal wird, dass die Menschen einen tadeln, solange man gottgefällig handelt

Das Streben nach Ansehen und Geld - die Gefahr dies als Mittel der Macht zu benutzen

Geld zu besitzen bedeutet, materielle Mittel zu besitzen, wodurch man etwas Nützliches oder aber Schädliches – wie z. B. unmenschliche Angriffskriege – anrichten kann.

Ansehen bedeutet, dass man die Herzen der Menschen besitzt, wodurch man die Menschen zu etwas bewegen kann – auch wieder entweder zu Gutem, wie die Propheten und die großen Gelehrten, oder zu Schlechtem, wie z. B. Demagogen oder Idole - die die Menschen nutzlosem Zeitvertreib nahe bringen.

Diese beiden Dinge, Geld und Ansehen unter den Menschen, sind also Mittel der Macht, mit denen man viel Nützliches für die Gesellschaft bzw. die Menschheit tun kann, andererseits können diese Mittel aber auch sehr schädlich für einen selbst sein, wenn man diese rücksichtlos und unsachgemäß zur Befriedigung des eigenen Egos einsetzt.

'Āmer ibn Saad berichtete, dass Saad ibn Abi Waqqas sich zwischen seinen Kamelen befand. Da kam sein Sohn Umar. Als Saad ihn sah, sagte er: "Ich suche Zuflucht vor dem Übel dieses Reiters". Da stieg er ab und sagte zu ihm (d. h. zu seinem Vater): "Du bist bei deinen Schafen und Kamelen und lässt die Leute sich um die Herrschaft alleine streiten?!" Da schlug Saad ihm auf die Brust und sagte: "Schweig! Ich hörte, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: "Allah liebt den Diener (Gottes), der gottesfürchtig, unbedürftig und unscheinbar ist"."

Ibn Qudama: "Schlecht ist, wenn der Mensch selbst danach strebt, bekannt zu sein. Wenn dies jedoch von Allah kommt, ohne dass der Mensch etwas dazu getan hat, dann ist es nicht verurteilenswert. Jedoch ist ein schwacher Mensch dadurch einer möglichen Verführung ausgesetzt".

Jemand, der nach Ansehen unter den Menschen strebt, muss sich verstellen, um ein gutes Bild von sich zu zeigen, da er von Sorgen erfüllt ist, wie die Menschen über einen denken. 
Ein solcher Mensch wähnt sich selbst aufrichtig (arab. mukhlis) vor Allah zu sein, und ist dabei (bei Allah) im Katalog der Heuchler eingetragen.
Dies ist die Saat der Heuchelei. Deswegen hat der Prophet (s.a.s.) die Liebe zum Geld und zum Angesehensein unter den Menschen und deren Verderbnis für die religiöse Lebensweise mit zwei Wölfen verglichen, die auf eine Schafsherde losgelassen werden:

Kaab ibn Malik berichtet, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) gesagt hat: "Zwei hungrige Wölfe, die auf Schafe losgelassen werden, sind für diese nicht schädlicher als die Gier eines Mannes nach Geld und Ansehen für seine Religiösität (arab. din)".

Wie man das Streben nach Ansehen und Geld unterbindet

Donnerstag, 1. Mai 2014

Wann genau ist man geizig und wann freigiebig?

Ibn Qudama: Wisse, dass Geiz und Freigiebigkeit verschiedene Stufen haben. Die höchste Stufe der Freigiebigkeit ist, dass man jemanden anderen sich selbst vorzieht (arab. īthār). 
Allah, der Erhabene, hat gesagt: 

وَالَّذِينَ تَبَوَّؤُوا الدَّارَ وَالْإِيمَانَ مِن قَبْلِهِمْ يُحِبُّونَ مَنْ هَاجَرَ إِلَيْهِمْ وَلَا يَجِدُونَ فِي صُدُورِهِمْ حَاجَةً مِّمَّا أُوتُوا وَيُؤْثِرُونَ عَلَى أَنفُسِهِمْ وَلَوْ كَانَ بِهِمْ خَصَاصَةٌ وَمَن يُوقَ شُحَّ نَفْسِهِ فَأُوْلَئِكَ هُمُ الْمُفْلِحُونَ


"und sie hegen in sich kein Verlangen nach dem, was ihnen gegeben wurde, sondern sehen (die Flüchtlinge gern) vor ihnen selbst bevorzugt, auch wenn sie selbst in Dürftigkeit leben. Und wer vor seiner eigenen Habsucht bewahrt ist - das sind die Erfolgreichen. [59:9] "


Ibn Qudama sagt, dass man genau dann nicht geizig ist, wenn man 1. die pflichtmäßigen Abgaben tätigt und 2. dieses Geben im Guten und mit offenem Herzen geschieht.

Zu 1.: Die pflichtmäßigen Abgaben sind zum einen die Zakat und zum anderen die Versorgung der eigenen Familie, für deren Unterhalt man aufkommen muss, d. h. Frau, Kinder und evtl. Eltern.

Zu 2.: Das Geben im Guten und mit offenem Herzen bedeutet, dass man es unterlässt, diejenigen zu beengen, denen man etwas gibt. Dies kann bei verschiedenen Menschen unterschiedlich sein. Von einem Reichen z. B. ist etwas anderes zu erwarten als von einem, der wenig oder fast kein Geld hat. Wenn ein Reicher seiner Familie jegliche Kleinigkeiten vorenthält, die über die absolute Grundversorgung wie Brot usw. hinausgeht, dann kann man ihn als geizig bezeichnen. Ein Armer hingegen, der ohnehin fast nichts hat und seiner Familie trotzdem nach Möglichkeit alles gibt und auch die Zakat, wenn er zakatpflichtig ist, nach bestem Gewissen gibt, und wenn dies alles auch nur etwas sehr Bescheidenes ist, ist nicht als geizig zu bezeichnen, sondern als freigiebig.

Beim Spenden für wohltätige Zwecke wie z. B. die Unterstütung einer Hilfsorganisation oder dem Bau einer Moschee gilt Folgendes:

Eine Spende von z. B. 10 EUR, die ein Student gibt, der fast nichts hat, entspricht vor Allah einer Spende von z. B. 1000 EUR eines wohlhabenden Mannes.


D. h. Geiz und Freigiebigkeit sind innere Eigenschaften, die man an den äußeren Abgaben immer nur verhältnismäßig entsprechend der Umstände messen kann.


Was uns an Geld und Besitz zusteht ist vorherbestimmt! Bleibe auf dem erlaubten Weg!

حدثنا أبو العباس محمد بن يعقوب ، ثنا الربيع بن سليمان ، ثنا عبد الله بن وهب ، أنبأ سليمان بن بلال ، حدثني ربيعة بن أبي عبد الرحمن ، عن عبد الملك بن سعيد بن سويد ، عن أبي حميد الساعدي ، أن رسول الله صلى الله عليه وسلم قال: «أجملوا في طلب الدنيا فإن كلا ميسر لما كتب له منها»

Abu Hamid as-Sā'idi berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) sagte: "Strebt auf schöne Weise nach der irdischen Versorgung. Denn jeder bekommt nur das vom Diesseits, was Allah ihm davon bereits vorherbestimmt hat".

D. h. also, dass die Versorgung ohnehin fest steht. Es geht nur darum, diese auf schöne Art und Weise zu bekommen. Man arbeitet dafür auf erlaubte Weise, weil Allah dies zur Pflicht gemacht hat. Würde man nichts dafür tun und betteln – obwohl man es überhaupt nicht nötig hat - würde man auch genau die Versorgung bekommen, die Allah einem bestimmt hat. Es wäre eben nur auf unerlaubte Weise.

Aus diesem Grund bringt es überhaupt nichts, wenn man beim Erwerb des Lebensunterhalts versucht, zu betrügen oder ähnliches, um schneller an etwas zu kommen bzw. mehr zu bekommen. 

Es kann sein, dass man dadurch viel Geld bekommt – Allah macht es aber dann so, dass auf der anderen Seite einem wieder Geld verloren geht, bis schließlich die Versorgung erreicht ist, die Er dem entsprechenden Menschen vorherbestimmt hat.

Diese Versorgung hätte er aber auch auf erlaubte Weise bekommen. Das einzige, was also mehr geworden ist durch seinen Versuch, durch verbotene Mittel zu mehr zu kommen, sind seine Sünden. Und Allah weiß es am besten.



Sei zufrieden mit dem was du hast!

Erwünscht ist es, mit dem zufrieden zu sein, was Allah einem gegeben hat und nicht nach mehr zu gieren. Vor allem soll man nicht das begehren, was sich in den Händen der Menschen befindet. Wenn man diese beiden Dinge beachtet, ist Allah mit einem zufrieden und man ist unabhängig und erniedrigt sich nicht vor anderen Menschen.

حَدَّثَنَا أَبُو بَكْرِ بْنُ أَبِي شَيْبَةَ حَدَّثَنَا أَبُو عَبْدِ الرَّحْمَنِ الْمُقْرِئُ عَنْ سَعِيدِ بْنِ أَبِي أَيُّوبَ حَدَّثَنِي شُرَحْبِيلُ وَهُوَ ابْنُ شَرِيكٍ عَنْ أَبِي عَبْدِ الرَّحْمَنِ الْحُبُلِيِّ عَنْ عَبْدِ اللَّهِ بْنِ عَمْرِو بْنِ الْعَاصِ
أَنَّ رَسُولَ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ قَالَ: قَدْ أَفْلَحَ مَنْ أَسْلَمَ وَرُزِقَ كَفَافًا وَقَنَّعَهُ اللَّهُ بِمَا آتَاهُ

Abdullah ibn Amr ibn al-As berichtete, dass der Gesandte Allahs (s.a.s.) gesagt hat: "Derjenige ist erfolgreich, der gottergeben ist und dem eine gerade ausreichende Versorgung gegeben wurde – weder zu wenig noch über den Bedarf hinaus – und den Allah mit dem zufrieden gemacht hat, was Er ihm gegeben hat".


Abu Hazem sagte: "Wer die drei folgenden Dinge besitzt, dessen Verstand ist vollkommen: Wer sich selbst kennt, seine Zunge im Zaum hält und mit dem zufrieden ist, was Allah ihm gegeben hat".